Die Plastiktüte

Heute morgen bin ich im Internet bei shortnews über eine News zum Thema Plastiktüten gestolpert.

Und mir kam das alles sehr bekannt vor, denn eigentlich ist es hier in Ghana nichts anderes.
Nur dass hier meistens die Tüten schwarz sind ;-)

Der durchschnittliche Deutsche stellt sich dann wahrscheinlich unter so einer Tüte eine normale Tragetasche vor, wie es sie z.B. von den Supermärkten usw. an der Kasse für 10 oder 20 Cent gibt. Groß oder mittelgroß, wo in 1 oder 2 Tüten dann der ganze Einkauf reinpasst.

Anders hier, wirklich große Tüten sind gerade erst im Kommen, also die, welche man dann letztendlich gut als Müllbeutel nehmen kann.

Normal sind die Tüten hier klein bis sehr klein.

Aktuelles Beispiel: Heute morgen war ich wieder im Shoprite und habe einen Kopf Salat, 1 Päckchen Wiener, ein Netz Zwiebeln und 3 Schokoriegel gekauft.
Der Einpacker an der Kasse hat jedes einzeln in eine sehr kleine Tüte gepackt, dann jeweils 2 dieser sehr kleinen Tüten in eine etwas größere Tüte - Fazit: für 4 Dinge bekam ich 6! Tüten.

Nach meinem Hinweis, dass mir dass echt zuviel ist, hat er alles ausgepackt und in eine Tüte gepackt. Diese klitzekleinen Tüten sind vielleicht 20x20 cm groß und ich habe im ganzen Haus sicher schon dutzende davon rumliegen und kann sie zu nix wirklich gebrauchen.

Und egal wo und was man kauft, es muss immer alles in eine Tüte.
Wenn ich bei einem Shop abwinke, weil z.B. das Päckchen Kaugummi oder die Schachtel Zigaretten eh gleich in meine Handtasche wandern, dann wird man fast genötigt, eine Tüte zu nehmen, eher bekommt man seine Ware nicht.

Oder wenn wir auf dem Makola shoppen. Der erste Händler gibt mir eine Tüte und beim nächsten sage ich, das passt noch mit rein, dann packt er mir meine Ware in eine seiner Tüten und dann passt das in meine Tüte rein.
Und es ist nicht so, dass da irgendwelche Werbung für den Shop auf der Tüte steht, dann könnte man ja verstehen, dass jeder Händler seine eigene loswerden will. Nein, es sind simple unifarbene schwarze Tüten, die dann nicht mal einen zweiten Einkauf überstehen, weil sie sehr dünn sind und die Nähte so mies sind, dass die meisten noch vor Ankunft daheim reissen.

Außerdem holt sich der normale Ghanaer oft sein Essen an der Strasse - verpackt in eine schwarze Tüte ;-)
Dann setzt man sich irgendwo hin und löffelt das Ganze mit den Fingern aus der Tüte und wenn sie leer ist, dann wird sie einfach liegengelassen oder ins nächste Gutter gefeuert.
Kommt dann ein Lüftchen, heben die Tüten ab und finden ihre letzte Ruhestätte entweder in einem Baum, Busch oder Stacheldraht.

Fassen wir zusammen: Tüten bewegen sich am Boden fort und sie können fliegen.
Das ist aber nicht alles - einige haben auch das nasse Element erobert und sind Meeresbewohner geworden. Beim Baden im Ozean muss man schon aufpassen, denn manchmal kommt einem da ein Exemplar entgegen - gefüllt, zugeknotet.
Eine ehemalige Hausmaid hatte mir dazu mal eine Geschichte erzählt:
Manche verrichten ihr Geschäft am Strand in solch eine Tüte und die wird dann ins Meer geschmissen oder die Strömung holt sie sich.
Seitdem habe ich eine gewisse Scheu vor dem Meer ;-)

Aber manche Ghanaer haben eine Alternativverwendung für die schwarzen Tüten gefunden.
In der Regenzeit dienen sie dann als Kopfbedeckung - klar, egal wie überraschend der Regenschauer kommt - eine Tüte ist ja hier immer und überall greifbar - ich hege meine Zweifel, ob die dann immer neu sind oder ob vorher schon mal was drin war ;-)

Und letztendlich gibt es noch eine andere Spezies von Plastetüte - die Trinkwassertüte.
An der Strasse kann man kleine Beutel mit Trinkwasser kaufen, ich glaube, da sind so 200ml drin.
Da beisst man eine Ecke ab und nuckelt dann ewig an der Tüte. Man sieht dann z.B. viele Taxifahrer rumfahren, denen hängt dann der Beutel so aus dem Mundwinkel - echt appetitlich.
Und diese Tüte wird dann auch einfach hingeschmissen, auf die Strasse, ins Gutter, auf die Wiese usw.

Dazu mal ein paar Fakten aus dem Umweltbericht zusammengefasst:

  • Accra produziert 1.800 t Müll pro Tag
  • davon können nur 1.500 t abtransportiert werden
  • nur 5% des Mülls werden recycled oder wiederverwertet
  • 80% des Mülls ist nicht wiederverwertbarer Plastikmüll
  • die Stadtverwaltung hat die Plastikhersteller aufgefordert, sich mit 17% an den anfallenden Entsorgungskosten zu beteiligen - diese lehnen das ab
  • der verband der Wassertütenhersteller gibt an, 100 Mitglieder zu haben, von denen nur 50 aktiv seien
  • Schätzungen zufolge gibt es aber etwa 1.500 solcher Hersteller im Land, illegal in Hinterhöfen
  • es gibt in Ghana weder Müllverbrennungsanlagen noch nach ökologischen Maßstäben angelegte offene Deponien
  • Lösungsversuche der Regierung sind bisher vorallem am nichtvorhandenen Umweltbewusstsein vorallem der städtischen Bevölkerung gescheitert

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