Donnerstag, 20.12. - jetzt hab ich ´ne Menge nachzuholen

Es ist ja nun fast eine Woche her, dass ich was gerschrieben hatte, aber ich denke, ich habe eine gute Entschuldigung für meine Abwesenheit. Aber einfach der Reihe nach......

Letzten Freitag abend lagen wir gemütlich da, haben unsere Serie geschaut, als ich ziemlich plötzlich heftiges Bauchgrimmen bekommen habe. Ab da war ich die ganze Nacht damit beschäftigt, die Keramik anzuschreien. Dani hat mir dann irgendwann einen Eimer gebracht, damit ich mir wenigstens den Weg ins Bad sparen kann. Und es wurde und wurde nicht besser. Die Nacht nahm für mich kein Ende, die Krämpfe und Schmerzen wurden immer schlimmer. Also sind wir dann gleich morgens, als Bless kam, ins Lister Hospital gefahren. Nach einigen unangenehmen Erfahrungen mit anderen Kliniken hier waren wir sehr überrascht von der Routine, mit der dort vorgegangen wurde. Es kam gleich jemand mit einem Rollstuhl für mich und ich wurde direkt in die Notaufnahme gefahren und sofort untersucht - ohne, dass vorher erst eine Akte angelegt wurde und weiterer bürokratischer Wahnsinn - übliche Untersuchungen wie gewohnt, ein Tropf und erstmal Schmerzmittel.
Diagnose: Gastritis
Ich sollte den ganzen Tag am Tropf bleiben und am Abend könnte ich wieder heim, wenn nichts dazwischen kommt. Durch die Infusionen war ich dann ziemlich benommen und habe so ein wenig schlafen können, ich hatte ja nach der schlaflosen Nacht auch nachzuholen. Dani ist erstmal wieder heimgefahren, hat sich daheim gekümmert, wir sind ja doch recht überstürzt aufgebrochen.
Mir ging es dann auch wirklich besser und so durfte ich auch wie geplant am Abend wieder heim. Ich war natürlich ziemlich geschafft und schlapp und bin gleich ins Bett. So richtig an alles kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, ich hatte über den Tropf doch recht starke Mittelchen bekommen und vieles nur leicht vernebelt wahrgenommen.

Am Sonntag morgen hatte ich schon noch Bauchschmerzen, aber ich bin erst mal Duschen gegangen, essen war nicht so angesagt, es wollte auch nicht wirklich etwas drinbleiben.

Gegen mittag wurde es dann plötzlich wieder richtig schlimm und am nachmittag konnte ich den Schmerz dann doch recht eindeutig rechts unten lokalisieren. Herr Doktor Daniel Langer hat gleich per Internetrecherche die vorläufige Diagnose Blinddarm gestellt und ich hatte auch nur noch den Wunsch, wieder in die Klinik zu fahren. Man hat uns auch gleich wiedererkannt und der Arzt kam zu keiner anderen Diagnose: Blinddarm.
Okay, es gab keine wirklichen Alternativen zu einer OP. Wir hatten schon von anderen hier gehört, dass man diese Klinik empfehlen kann, wir kennen auch einen Deutschen, dem dort ebenfalls der Blinddarm entfernt wurde.
Laut Aussage vom Notarzt können sie es machen, hier und heute, der Chirurg wäre auf dem Weg - immerhin war es Sonntag gegen Abend.
Dann durfte ich mir noch die Unterbringung aussuchen für die nächsten Tage - ich habe dann doch Einzelzimmer genommen. Dort wurde ich dann für die OP vorbereitet. Eine Schwester kam mit Klinge und Schälchen und wollte rasieren. Ich hab meinen Bauch freigemacht und sie schaute ganz erstaunt und meinte nur: "Oh, da sind ja gar keine Haare!" Darüber kann man jetzt denken was man will, vielleicht sind die Frauen hier auch mit Haaren am Bauch gesegnet, ich weiss es nicht.
Dann ging es in den OP Saal, wird hier "OP-Theater" genannt. Als ich da reingeschoben wurde, sagte eine Schwester "Welcome to the Theater" Im Halbdämmer sagte ich nur "Oh no, this is not entertainment". Ich weiss nur noch wie alle gelacht haben. Das allerletzte, was ich um genau 19. 35 Uhr GMT mitbekommen habe, war ein "Grüß Gott" von Anesthäsisten.
Dann war für mich Licht aus!

Keine Ahnung, wann ich wieder so richtig zu mir gekommen bin, mir tat alles weh, aber die Bauchschmerzen waren weg.
Dani kam auch recht zeitig vorbei und hat mir gleich geholfen, mich hochzuquälen, mal ins Bad zu gehen, mir das Krankenhaushemdchen vom Leib zu schälen und halbwegs wieder einen Menschen aus mir zu machen. Nach den üblichen Besuchen, die man an einem vormittag im Krankenhaus bekommt wie Fiebermessschwester, Blutdruckmessschwester, Putzfrau, Teebringschwester, Pillenbringschwester usw. kam dann die Speiseplanbringschwester. Ich habe den Plan mal überflogen und ihn für recht ghanaisch befunden und habe mich nur für eine Tasse Tee pro Tag entschieden. Denn ich war mir wirklich nicht sicher, ob einen Tag nach der OP Kenkey mit Goat Light Soup (Rezept Nr.6) das Richtige für mich ist. Dani hat sich auch gleich bereiterklärt, meine essentechnische Versorgung zu übernehmen. Es war zwar eine ziemlich Fahrerei für ihn, denn der Verkehr ist nur noch crazy, aber abends gab es dann eine Pizza mit Pilzen. Während wir da so sitzen und Pizza essen, kommt eine Schwester rein und schaut ziemlich entsetzt auf unsere Pizza und meint ganz vorwurfsvoll, das es unverantwortlich wäre, so etwas Schweres zu essen heute. Ich meinte nur, das wäre ja wohl besser als Kenkey und Ziegensuppe. Aber da waren die kulturellen Unterschiede wohl zu groß, als das sie es verstanden hätte.

Am Dienstag ging es mir dann schon wieder besser, Dani hatte mich mit Saft versorgt, ein paar Spekulatius, ich hatte meinen Laptop und da habe ich mir DVDs angeschaut. So war es nicht so langweilig. Es kam immer mal jemand reingeschaut, die OP Schwester, der Narkosearzt, der Chrirurg - da hatte ich Abwechslung. Auch eine Frau aus der Verwaltung hat mich besucht, sie wollte wissen, was mein Problem mit dem Essen wäre. Ich habe versucht, ihr schonend zu erklären, dass wohl die meisten Europäer nicht wirklich auf traditionelle ghanaische Kost stehen und hier im Krankenhaus dann auch nicht der richtige Zeitpunkt ist, damit anzufangen. Das hat sie dann auch verstanden und wollte wissen, was man denn dann in Deutschland so in einer Klinik zu essen bekommt. Ich habe ihr dann mal so auf die Schnelle ein paar leichte, einfache Speisen aufgezählt, die auch hier realisierbar wären wie leichte Suppen, nichts blähendes, viel Gemüse, was frisches halt und nicht scharf. Sie meinte okay und verschwand. Etwa eine Stunde später kam die Essenbringschwester und stellte mir einen Teller Suppe hin, ich solle einfach essen. Na da hatte man wohl gleich losgekocht und eine Gemüsecremesuppe mit Blumenkohl, Möhre, Hühnchen gezaubert - war wirklich nicht übel, kann man als Schonkost gelten lassen.

Aber trotzdem stand für mich das Abendessen schon fest - es sollte etwas aus dem Surfer´s Inn sein, das ist nicht weit von der Klinik entfernt. Immerhin war es mein Geburtstag :-( Ich hatte aber nicht so großen Hunger, eine ganze richtige Portion von der Karte dort wäre mir echt zuviel gewesen. Und da wir Martin und Götz kennen, haben die extra für mich was leckeres zusammengestellt - nach Wunsch :-)

frisches Pizzabrot, hauchdünne Schinkenscheibchen und frische Gurke mit Salat


Dafür nochmal ein dickes Danke ans Surfer´s!!!

Gestern mittag, nachdem der Doc mit meiner bisherigen Genesung sehr zufrieden war, durfte ich dann wieder nach Hause. Aber natürlich nicht bevor wir die exorbitant hohe Rechnung in bar bezahlt hatten ;-) Denn in einer Klinik wie dieser ist eben nur Bares Wahres, aber diesen Preis muss man hier eben zahlen, wenn man dafür eine gute und vor allem medizinisch sichere und zuverlässige Behandlung möchte.

Während man da so alleine leicht gelangweilt im Zimmer liegt und sich umschaut, fallen einem dann manchmal Dinge auf, die bekannt vorkommen. So auch, als ich meinen Infusionsbeutel betrachtete. Dazu fiel mir gleich ein Blogeintrag aus dem letzten Jahr ein - siehe Hier.
Ich wollte mich nicht intensiver damit beschäftigen und habe nur gehofft, es gibt in Ghana mehrere Hersteller von Infusionsbeuteln.
Aber es zeigt, wie schnell man selbst darauf angewiesen sein kann.




Vom Zimmer habe ich jetzt kein Bild, aber hier sieht man das Badezimmer.
Sauber und ordentlich


Ja, und wer jetzt noch ein wenig Spass mit meinem Blinddarm haben möchte - bitte schön ;-)


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wir haben Dich vermisst - aber das haben wir nicht vermutet! Wir dachten, Ihr genießt die Weihnachtsferien am Strand!
Hoffentlich hast Du nun alles gut überstanden.
Alles Gute für Dich!!!
Fam. Lenz aus LE