Dienstag, 04.12. - money, money, money

Da es gestern nicht wirklich erfolgreich für uns war, habe ich mir das Schreiben gespart ;-)
Gleich morgens waren wir auf der Bank und haben nach unserem Kontostand gefragt. Und schon die Aufforderung, dass wir uns setzen sollten und warten, kam mir komisch vor. Nach fast 15 Minuten kam der Schalterbeamte und bat uns mitzukommen - ins Nebengebäude ins Office zu einem keine Ahnung was der war, auf jeden Fall wichtig. Dem durften wir die ganze Geschichte von unserem Geld erzählen und er meinte, er will mal nachschauen. Ich konnte ihm dabei schön auf dem Bildschirm gucken und konnte so beobachten, wie er in einem Programm scheinbar wahllos Zahlen anklickte, von denen allerdings keine irgendwie auch nur mit der von uns vermissten Summe übereinstimmte. Wie wir es erwartet hatten, meinte er dann nach relativ kurzer Suche, es ist nix angekommen. Er kann da auch nix machen und wir sollen uns an unsere Bank in Deutschland wenden. Was Dani dann natürlich auch getan hat.

Und da mit leerem Geldbeutel auch nicht viel anzufangen ist hier, wurde es ein sonniger Tag auf der Terasse mit Unterbrechung, um mittags Juli und Philipp aus der Schule abzuholen.

Heute morgen hat Dani gleich wieder angerufen - Fehlanzeige, kein Geld.
Aber dafür war inzwischen wenigstens das Limit unserer Kreditkarte erhöht und so konnten wir damit erst mal wieder Bargeld am Automaten holen.

Ich war derweil mit Bettina vormittags bei Lucy, aber sie hatte in ihrem Viertel Stromprobleme und deshalb waren unsere Sachen noch nicht fertig, macht aber nix, gehen wir halt nächste Woche wieder hin.

Als ich wieder zu Hause war, drückt mir Mohammed einen Brief in die Hand. Wenn er eine Bitte hat, dann sagt er das nicht einfach, sondern schreibt uns eben einen Brief.
Diesmal war es die Bitte um 900 Cedis!!! Kredit, da im Dezember die Mietvorauszahlung für die nächsten 3 Jahre!!! fällig wird.

Das war für mich heute der letzte Tropfen, der noch gefehlt hat, die Schleussen zu öffnen. Ich hab mich erst mal setzen müssen und hab ´ne Runde geheult.
Hat mir mal wieder klar gemacht, was in uns gesehen wird. Wir sind die Weissen, die Reichen, wir haben Geld ohne Ende, immer und überall in jeder Höhe verfügbar.
Wir haben weder 900 Cedis bar im haus, noch sonst irgendwie übrig, um sie jemandem zu leihen. Weder jetzt noch morgen, nächste Woche oder nächsten Monat.
Aber das einem Ghanaer zu erklären ist so unmöglich wie den Papst zum Islam zu bekehren.
Also muss er mit einem kurzen, klaren Nein leben.
keine Ahnung, wie es jetzt für ihn weitergeht. Ich habe weder die Macht, noch die Beziehungen, um da was für ihn zu tun, es sind seine Landsleute, es ist sein Land, seine Gesetze und ich kann nichts dran ändern - ob das, was da läuft, gerecht ist oder nicht.
Aber wer leiht Dir in Deutschland 8 Monatsgehälter ohne Sicherheiten?

Und das sind Dinge, die man verarbeiten muss, mit denen man leben muss, auch wenn es für manch Aussenstehenden vielleicht herzlos klingen mag.

So wurde es ein ruhiger, teilweise nachdenklicher Mittag auf der Terasse, der in mir doch Zweifel aufkommen liess, wie lange ich noch wirklich mit den landesüblichen Mentalitäten und Eigenarten leben kann, ohne durchzudrehen oder mich anzupassen.

Aber wenigstens brachte dann am frühen Nachmittag ein erneuter Anruf bei der Bank die positive Info, dass nun doch Geld da wäre. Also nix wie ins Auto und hin, bevor es vielleicht wieder verschwindet oder die PC´s wieder abstürzen ;-)
Wir haben auch gleich die ganze Summe bar in Cedis abgeholt. Wir haben nach dem Kurs gefragt und ich habe gleich ausgerechnet, wieviele Cedis es sind. Dani hat dann dem Schaltrbeamten gleich gesagt, wieviel wir von jeder Note haben wollen, bischen was großes, paar 5er und 10er und viele 1er. Der am Schalter schaute nur überrascht, wie schnell das ging, sie Summe auszurechnen, fragte, ob das den auch stimmt und hat es, soweit wie ich beobachten konnte, gar nicht nochmal selber ausgerechnet ;-)

Also wenigstens sind wir jetzt erst mal wieder liquide und brauchen uns darum keine Sorgen mehr machen, denn immerhin steht Julians Geburtstag und Weihnachten vor der Tür und dann auf Sparflamme fahren muss nicht sein, denn hier entbehrt man eh schon das eine oder andere von Deutschland gewohnte, da ist der Dezember nicht wirklich der richtige Monat zum Sparen.

Heute Abend ist dann mal für Dani Fussball ausgefallen, stattdessen ist er mit zum Elternabend von Philipp´s Klasse gegangen. Es gab nix Besonderes zu bereden, halt nur noch mal allgemein etwas zur Klasse, zum Lernen, was noch im Schuljahr anliegt. Und so lernt man dann auch nochmal die Eltern der im Herbst neu dazugekommenen Kinder kennen, sofern man sich nicht eh schon kennt.

Ansonsten fliesst das Leben hier derzeit eher sehr zäh dahin, eine gewisse Lustlosigkeit ist unübersehbar. Viele fliegen über den Jahreswechsel heim nach Europa, zählen die Tage bis zum Abflug. Man kann es verstehen, man gelangt hier mehr als einmal im jahr an einen Punkt, an dem es einfach reicht, an dem man eigentlich dringend raus muss, weg von dieser Mentalität hier. Und auch ich bin seit ein paar Tagen so weit, dass ich mich nun doch darauf freue, am 2. Januar nach Deutschland zu fliegen.

Bis dahin werde ich aber noch durchhalten und weiter von der "Front" berichten ;-)

Keine Kommentare: