Klein, aber nicht unbedingt fein Teil 2

Lange nach der Veröffentlichung des Blogposts "Klein, aber nicht unbedingt fein" kam nun letzte Woche ein Kommentar dazu rein.
Leider steht dieser Kommentar nicht unter dem dazugehörigen Post, deshalb hier nochmals als Copy:

"""Liebe Familie
Ihr Beitrag über unsere Schule zeigt, wie Sie in der Einleitung richtig erwähnen, Ihre persönliche Sichtweise der Situation an der RMS-Schule in Ghana auf. Wir hätten uns gewünscht, mit Ihren Kinder gleichviel Erfolg, wie mit anderen deutschen Schülerinnen und Schülern in Ghana zu haben. Dies wurde uns verwehrt und wir bedauern die Anpassungsschwierigkeiten von Chris in Deutschland. Einige Schüler erreichen hier ein überdurchschnittliches Leistungsniveau, andere Jugendliche nicht. Dem Erfolg liegt eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus zugrunde. Dies war leider nicht möglich. Die Lehrpersonen haben im letzen Jahr ihr Möglichstes getan. Durch Ihre spontane Abreise wurde leider auch diese Chance vertan. Ihre Kinder werden ihren Weg bestreiten und Ghana wird, trotz allem, eine Bereicherung für sie gewesen sein.
Alles Gute Headmaster GSIS-Accra """

Na das ist es mir doch wert, mal ein paar Worte mehr dazu zu schreiben, als in einen Kommentar passen.

Also wo fang ich an.............vielleicht mit der guten Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus.
Als wir nach Ghana an die Schule kamen, war es als erstes mal eine Umstellung, tagtäglich einen so engen Kontakt zu Lehrern zu haben. Natürlich im positiven Sinne.
Jeden Morgen traf man diese im Hüsli, gab es irgendetwas zu bereden, wurde das gleich vor Schulbeginn bei einer Tasse Kaffee getan.
Zu jeder Zeit war man eigentlich auch sehr offen für Ideen und Anregungen von Eltern, vieles wurde gemeinsam gemacht.
Leider löste sich diese angenehme, nette Atmosphäre nach und nach auf.
Lehrer setzten sich gegen den Willen von Schülern und Eltern ihre Ideen durch, ganz so, als müssten sie sich gegen eine Klasse von 30 Halbwüchsigen durchsetzen.
Was ich immer geschätzt habe, war, dass man gerade die Schüler der Oberstufe als heranwachsende mit eigener Meinung annahm, ihnen viel Freiheit gab, sich selbst zu entfalten und zu lernen, Verantwortung freiwillig zu übernehmen.
Fernab der Heimat in Ghana zu leben, bedeutet auch für diese Kinder, vieles aufzugeben und zu entbehren. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich in der Schule unter ihresgleichen wohl fühlen und auch ernst genommen werden.
Leider gab es da in unserem letzten Jahr einige Reibungspunkte.
Wie bitte soll man den Kids vermitteln, dass aus Kostengründen die Klimaanlagen weniger laufen sollen, während andererseits endlich in der Bibliothek Licht und Aircon auf Hochtouren laufen - für jemanden, der gar nicht zur Schule gehört.
Wie ihnen erklären, dass sie ein gemeinsames Frühstück mit den Kids eines Hilfsprojektes machen sollen, aber nicht einige ehemalige Mitschüler einladen dürfen?
Spricht man die Lehrkraft dann als Elternteil darauf an, wird bockig reagiert. Und als Krönung werden dann noch unsere Kinder, also die, deren Mütter Beanstandungen hatten zu Ihnen, Herr Headmaster zitiert und dürfen sich einen Vortrag darüber anhören, dass man helfen müsse, also gutmenschlich sein soll.
Und das nennen Sie gute Zusammenarbeit?
Konstruktive Kommunikation?
Anstatt ernstgemeinte Kritiken, z.B. die Parksituation vor der Schule aufzugreifen und mit einfachen Mitteln  (Verbannung derjenigen Parker, die mit der Schule nix zu tun haben) Entspannung zu schaffen, wird eine konfuse und abstrakte Park- und Halteordnung geschaffen, die viele verärgert hat und die bösen Blicke erntet wer dafür?
Natürlich, die Mütter, die sich mal beschwert hatten.

Das nenn ich mal wirklich gute Zusammenarbeit.

Also wenn Sie wirklich Defizite in der Zusammenarbeit gesehen haben, warum haben sie nicht einer der unzähligen Möglichkeiten genutzt, mich morgens anzusprechen?
Denn alle derzeitigen Probleme von Chris rühren nicht nur von unserem Weggang her, alles was stofflich fehlt, ist die Summe der letzten Jahre.
Da kann man nun wirklich bei ihm nicht von einem überdurchschnittlichen Leistungsniveau sprechen, wenn ganze 2 Jahre nachgeholt werden müssen. Also müsste es nach ihrem Kommentar an Chris gelegen haben. Dann hat er wohl nie aufgepasst, nie mitgeschrieben und gelernt.
Wie kann man sich aber dann seine Noten erklären?
Und wenn es wirklich so wäre, warum hat keiner der Lehrer uns mal gesagt, wie schlecht Chris wirklich ist?
Dann müsste Chris ja wirklich das faulste Kind auf Erden sein, denn an seinem IQ kann es nicht liegen, das haben wir ja nun von ärztlicher Seite schwarz auf weiss, dass er ÜBERDURCHSCHNITTLICH begabt ist.
Warum hat denn kein Lehrer sein schlummerndes Talent entdeckt inmitten der wahnsinnigen Anzahl von Schülern in der Oberstufe (<20)?

Oder liegt es vielleicht doch an der Schule, bzw. an dem, was dort vermittelt wird.
Was überdurchschnittlich bedeutet, hängt immer davon ab, was Durchschnitt ist.

Harte Worte, aber es ist ja auch für uns hart, alle Probleme zu lösen.
Natürlich werden unsere Kinder ihren Weg machen und selbstverständlich waren 3 jahre Ghana eine Bereicherung. Warscheinlich nicht in dem Sinne, wie Sie es meinen, aber in Sachen Menschlichkeit, Verständnis, Anstand und wirklicher Freundschaft sind unsere Erfahrungen unbezahlbar.

Ihnen wünsche ich weiterhin viel Glück, die Schule weiterhin mit fragwürdigen Methoden vor dem Ruin zu bewahren.


Nachtrag zu dem neuesten Kommentar:

"""Immerhin gibt es Kinder, die problemlos von der GSIS an andere internationale Schulen in Ghana wechseln und dort sogar Auszeichnungen erhalten und es gibt auch viele Kinder, die von der GSIS zurueck in die Schweiz / nach Deutschland sind und dort den Anschluss geschafft haben.

Es liegt nicht immer nur an der Schule oder an den Lehrern.

Eltern sind auch in der Pflicht."""

Gepostet von einem Anonymus - da kann mal wieder jemand nicht zu seiner meinung mit seinem Namen stehen - irgendwie ärmlich.

Mag sicherlich sein, dass Schüler den Anschluss in anderen Ländern/Schulen geschafft haben, ich habe auch nie gegenteiliges behauptet. Allerdings gibt es gerade aus den letzten Jahren ausser Chris noch mehr Kinder, die es eben nicht problemlos geschafft haben.

Sicherlich liegt es nicht nur an der Schule den Lehrern und natürlich tragen Eltern auch eine große Verantwortung.
Doch meiner Meinung nach gehört es nicht zu den Pflichten der Eltern, das Zeugnis ordentlich zu schreiben.
Kommentar eines deutschen Rektors zum Zeugnis von Chris: "Was soll das sein? Seit wann wird mit Tipp-Ex verbessert? Und das hat eine deutsche Lehrerin geschrieben? Unglaublich!"

Is klar, war natürlich ein Versäumnis von uns.

Mir ist jetzt noch nicht ganz klar, was Wochen nach meinem Posting diese Welle der Verteidigung, mit der uns der Schwarze Peter zugeschoben werden soll, ausgelöst hat.
Aber als so international anerkannte tolle Schule sollte man mit Kritik anders umgehen und nicht einfach mal mit steilen Behauptungen uns den Ball zurückspielen.

Keine Kommentare: