Sonntag, 22.03. - Last Day

Für diesen Tag stand nun alles an, was wir vor uns hergeschoben hatten, damit es keiner vom Personal mitbekommt. Bless und Akos haben Sonntags eh frei, George hatten wir gestern abend schon für heute frei gegeben. Natürlich konnten wir uns nicht von denen verabschieden - wie hätten wir es denn erklären sollen, dass sie es verstehen?

Julian und Philipp erfuhren am Vormittag, dass wir heute abend nach Deutschland fliegen. Zum einen, weil ich dort zum Arzt muss und Papa auf Dienstreise, deshalb machen wir da gleich einen Fmailienurlaub draus. Was blöderes fiel uns da in der Situation einfach nicht ein.

Dani hat unsere Koffer hervorgeholt und wir haben angefangen mit packen.
Aber es war ein ganz anderes Packen, als wenn es in den Urlaub geht :-(
Es kommt alles in den Koffer was:

wichtig ist
alle Papiere, Bescheinigungen, Zeugnisse, Urkunden, Ausweise usw.
wertvoll ist wie Schmuck, Uhren, Laptops, externe Festplatte, kleinere elektronische Geräte, Software-CDs, PSX-Spiele usw.
und alles, was für den einzelnen emotional wichtig ist oder wertvoll scheint.

So hat Chris all seine Baseballauszeichnungen und Urkunden aus den Rahmen genommen und eingesteckt.

Dann Klamotten, alles was langärmelig ist, irgendwie warm ist, was zu dieser Jahreszeit irgendwie tragbar in Deutschland ist.
Die Schultaschen der Kinder kamen leer, nur mit Federmäppchen in die Koffer.

Dani hatte schon unter der Woche unser Konto bei der Bank leergeräumt und nur einen Teil der Euros in Cedi getauscht (hatte er etwas geahnt?).
E shat genau gelangt, um für George, Bless und Akos das letzte Gehalt und die Abfindung fertigzumachen.
Auch für Adama, der ja nicht von und direkt, sondern von der Wachfirma bezahlt wird, gab es ein Dankeschön.

Nach meiner Erinnerung habe ich an diesem Vormittag erstaunlich rational agiert, aber warscheinlich habe nur ich selbst das so empfunden, denn ohne Dani wäre ich warscheinlich beim Packen völlig durchgedreht.
Mit jeden albernen Ding, was man einpackt, wirkt es ein Stück endgültiger.

Irgendwann gegen mittag bin ich auf der Hollywoodschaukel eingeschlafen, ich hatte nun seit 4 Tagen nicht zugelassen, dass die Wirkung der Pillen nachlässt.

Später hat mich Dani geweckt und meinte nur, wenn ich doch noch ein letztes Mal in unseren Pool will, dann jetzt.
Ich habe mir nicht erst die Mühe gemacht, mich umzuziehen, ich bin einfach so in Klamotten reingesprungen, habe mich auf die Luft gelegt und habe mich eine halbe Stunde einfach nur in der Sonne treiben lassen. Dani hat mich gewarnt, ich soll aufpassen, dass ich mich nicht noch verbrenne und dann einen schmerzhaften Flug habe. Das war mir scheissegal!
Kann ein Sonnenbrand mehr weh tun, als das was ich in meinem Herzen empfunden habe?

Wir sind dann rein, haben noch geduscht und uns angezogen.
Und bei allem, was ich getan habe, war immer der Gedanke, das tut man nun zum letzten Mal.


Alles war fertig gepackt, jeder angezogen.
Und dann kam wohl das schwerste, was mich auch noch bis heute zu jeder Tageszeit verfolgt - der Abschied von April, Brutus, Cäsar und Cleo.

Es blieb nicht viel Zeit, Hunde und Katze noch einmal ganz fest umarmt, Cäsar ein letztes Mal den Kopf gekrault, viel mehr konnte ich nicht ohne dabei Rotz und Wasser zu heulen und so vielleicht die Kinder stutzig zu machen, denn die dachten ja, wir sind in 2 Wochen wieder zurück.

Ich sollte, musste, wollte mir wegen den beiden nicht anmerken lassen, wie schwer es mir fällt.
Wie ich die Fahrt zum Airport übertstanden habe, weiss ich nicht.
Es war nur Augen zu und durch.
Bevor ich alles zum letzten Mal sehe, will ich lieber gar nicht sehen.

Beim Einchecken hatten wir ehrlich gesagt schon etwas Bammel, ob alles glatt geht.
Wir waren uns ja nicht ganz sicher, ob man als Angeklagte so einfach Ghana verlassen darf. Ohne Pillen hätte ich mir sicher am Schalter in die Hosen gemacht, aber ich habe mir einfach Mühe gegeben, ganz normal zu wirken.
Zum Glück gab es keine Probleme und wir begaben uns in den Wartebereich, dort wo die Zeit immer endlos scheint, bis man in den Flieger darf.
Die Wartezeit hat mir Dani mit einem alkoholischen Mixgetränk aus dem Duty Free Shop erleichtert und verkürzt. Es war besser, dass ich meinen Schmerz in der Öffentlichkeit betäubt habe. Schlimmer wäre es gewesen, ich hätte ihn ausgelebt.

Als wir dann endlich im Flieger sassen, die Türen zugingen, fiel uns endgültig ein Stein vom Herzen, denn nun befanden wir uns auf deutschem Hoheitsgebiet und keine Ghanaer haben mehr Zugriff auf mich.

Mit schlafen auf dem Nachtflug hatte ich noch nie wirklich ein Problem, in dieser Nacht war es noch leichter für mich, erst kurz vor FFM wieder aufzuwachen.


So habe ich Cleo zuletzt vor 4 Monaten gesehen


Und so meine April


Mein Cäsar, wo ich nun weiss, dass ich ihn nie wieder sehe - Danke Ghana :-(


MEIN Brutus


Seit ich Euch an dem Tag das letzte mal gesehen habe, gab es für mich keinen Tag, an dem ich nicht an jeden einzelnen von Euch gedacht habe.
In vielen Nächten träume ich von euch und wache mit feuchten Augen auf, weil ihr mir so sehr fehlt.
Ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn ihr wieder bei uns seid, bis dahin denke ich weiter an Euch jeden Tag.
Alles, was möglich ist, haben wir getan und werden wir noch tun, um Euch so schnell wie möglich zu uns zu holen.
Jeden Tag, den es unnötig länger dauert, haben nicht wir verschuldet.

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